Neue Töne aus Lateinamerika
Eine Begegnung mit Alberto Acosta und Grupo Sal
Solidarisches Miteinander von Mensch und Natur, abseits von Wachstumszwängen. Welche Lebens- und Gesellschaftsmodelle können die Länder des Nordens gemeinsam mit den indigenen Gemeinschaften entwerfen?
„Sumak Kawsay“, auch bekannt als „Buen Vivir“, ist eine Lebensanschauung der indigenen Andenvölker, die in den letzten Jahren vermehrt internationale Aufmerksamkeit erregt. Der Grund dafür liegt in der Aufforderung lateinamerikanischer Politiker, zentrale Aspekte dieser Lebensweise auch in industrielle Gesellschaften zu integrieren. „Buen Vivir“ zielt nicht nur auf ein Leben im Einklang mit der Natur und allen Geschöpfen, es bedeutet auch konkret eine neue „Ethik der Entwicklung“. Es fordert ein soziales und solidarisches Wirtschaften und eine Abkehr von Entwicklungskonzepten auf der Grundlage eines stetigen Wirtschaftswachstums.
Der Ökonom und ehemalige Energieminister Ecuadors Alberto Acosta hat sich zum Ziel gesetzt, dieses Konzept publik zu machen und weltweit für eine Veränderung des Lebensstils einzutreten. Als Präsident der verfassungsgebenden Versammlung war er maßgeblich daran beteiligt, dass die Grundsätze des „Buen Vivir“ als Staatsziel in die Verfassung Ecuadors aufgenommen wurden. Kurz danach folgte Bolivien diesem Vorbild. Er ist Mitbegründer der bekannten Yasuní-ITT–Initiative. Diese bot der internationalen Gemeinschaft an, einen Teil des Erdöls, das sich im ecuadorianischen Yasuní-Biosphärengebiet befindet, nicht zu fördern, wenn dafür ein finanzieller Ausgleich geschaffen wird. Die Initiative zum Schutz des Klimas, der Regenwälder und mehrerer indigener Völker wird heute weltweit diskutiert.
Um die Diskussion über das „Buen Vivir“ auch im deutschsprachigen Raum anzuregen und zu befeuern, präsentiert die lateinamerikanische Musikgruppe Grupo Sal gemeinsam mit Alberto Acosta ein Programm, das einen informativen, aber auch künstlerischen Zugang zu der Frage nach einem guten Zusammenleben ermöglicht. Wie funktioniert „Buen Vivir“? Welche Perspektiven sind damit verbunden? Gibt es Möglichkeiten, dieses Konzept indigenen Ursprungs auch in unsere westliche Lebenswelt einzubinden? Ist es mehr als ein schöner Traum, dass das Erdöl im Boden bleibt?
Alberto Acosta trägt seine Ideen und Visionen zu diesem Thema vor und berichtet über seine Erfahrungen bei der politischen Umsetzung. Im Dialog mit dem Journalisten Thomas Pampuch werden Aussagen aus seinem Vortrag vertieft und auch das Publikum ist dazu aufgefordert, Fragen zu stellen und sich an der Diskussion zu beteiligen.