Ernesto Cardenal

Ernesto Cardenal, Dichter, Priester und Revolutionär aus Nicaragua, kämpfte seit mehr als einem halben Jahrhundert für eine gerechtere Welt. Als Priester, der das Paradies nicht im Jenseits suchte. Als politischer Mensch, der die Welt als Ganzes in den Blick nahm. Und als Dichter, dessen Verse politisch waren.
In einer globalen Welt, die gerade in diesen Tagen Verantwortungslosigkeit, Gier und Korruption in ganz neuem Ausmaß erlebt, war Cardenal als Vertreter der urchristlichen Vorstellung von Gerechtigkeit so bedeutend wie vor fünfzig Jahren.
Mit Ernesto Cardenal verband Grupo Sal eine jahrzehntelange Freundschaft und eine fruchtbare Zusammenarbeit.

Biografie

Geboren am 20. Januar 1925 in Granada (Nicaragua), wuchs er als Sohn einer wohlhabenden Familie spanischer Herkunft auf, in der schon früh seine Leidenschaft zur Literatur geweckt und gefördert wurde. Nach seinem Literaturstudium in Managua (Nicaragua), Mexiko und New York kehrte er im Juli 1950 zurück nach Nicaragua und widmete sich als Herausgeber und Autor literarischen Arbeiten, unter anderem „Die Stunde Null“ in der Sammlung „Gebet für Marilyn Monroe“.
Das Jahr 1957 brachte einen Wandel in seinem Leben, als er beschloss Novize des Dichtermönchs Thomas Merton in Gethsemani (Kentucky/USA) zu werden. Nach seinem Noviziat verließ er 1959 das Kloster, studierte in Guernavaca (Mexiko) Theologie. 1961 siedelte er nach Kolumbien über, um seine Studien fortzusetzen und um als Lehrer in einem Priesterseminar zu arbeiten. Hier entstanden die „Psalmen“, die zu den wichtigsten Werken der lateinamerikanischen Poesie dieses Jahrhunderts zählen. 1965 empfing er in Nicaragua die katholische Priesterweihe. Ein Jahr später gründete er auf den Solentiname-Inseln von Nicaragua eine christliche, klosterähnliche Kommune – ein Ort der Besinnung, der Poesie und der Solidarität mit den Ärmsten der Armen.

Nach der Auflösung der Kommune 1977 durch die Diktatur Somozas und wegen der verschärften politischen Situation in Nicaragua ging Cardenal ins Exil und arbeitete in enger Verbindung mit der Sandinistischen Befreiungsfront FSLN im Widerstand gegen das Somoza-Regime. Am 19. Juli 1979, dem Tag, an dem das Volk seinen Triumph feiert, wurde Ernesto Cardenal zum Kulturminister der neuen sandinistischen Regierung Nicaraguas ernannt, bis 1987 das Ministerium aus Kostengründen aufgelöst werden musste. 1980 bekam er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels zuerkannt.
Im April 1982 sorgte Cardenal für eine theologische Kontroverse, als er bei einem Besuch in Ostberlin erklärte, er sehe in der Auferstehung keinen individuellen sondern einen kollektiven Akt, der mit der Befreiung aller Menschen identisch sei und verstehe das Reich Gottes als „vollendete humanistische Gesellschaft“. 1985 wurde er vom Vatikan von der Ausübung des Priesterdienstes suspendiert.

Er wurde 1989 Mitbegründer von Dietmar Schönherrs Hilfsprojekt „Casa de los tres Mundos“ und wurde 2005 für den Literaturnobelpreis nominiert. 2010 wurde ihm das „Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse“ verliehen, 2012 erhielt er den renommierten „Premio Reina Sofía“ und 2014 den „Theodor-Wanner-Preis“ für den Dialog der Kulturen. Bis ins hohe Alter lebte Cardenal als Schriftsteller in Managua, besuchte regelmäßig die Soletiname-Inseln und vertrat auch noch im hohen Alter als Literat, Theologe, Politiker und Agitator seine Meinung auf Reisen durch die USA oder auf Tourneen mit Grupo Sal in Zentraleuropa.

Ernesto Cardenal verstarb mit 95 Jahren am 01. März 2020 in Managua und bleibt uns allen als starkes Vorbild und leuchtende Inspiration in tiefer Erinnerung.

Alle seine Bücher sind im Peter Hammer Verlag erschienen.
www.peter-hammer-verlag.de

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